Erasmus Schöfer - Winterdämmerung

Winterdaemmerung bookDie Kinder des Sisyfos.
Zeitroman
Erasmus Schöfer
Dittrich-Verlag
September 2008

 

Wenn Schöfer das Niveau dieses Romans vier Bücher lang durchhält, könnte seine Tetralogie als Maßstab in die Literaturgeschichte eingehen «, schrieb Michael Sailer 2001 in München.

Der vorliegende Roman »Winterdämmerung«, der vierte Band der Tetralogie, zeigt sieben Jahre später, dass die Erwartung des Rezensenten von »Ein Frühling irrer Hoffnung« Wirklichkeit geworden ist: Schöfers die »Die Kinder des Sisyfos« ist ein eigenwilliges und einmaliges Werk der modernen deutschsprachigen Literatur.
Die Geschichte der Achtundsechziger, der Kinder des Sisyfos, setzt sich fort in den achtziger Jahren: Der Betriebsrat Manfred Anklam wechselt auf die Seite der Unternehmensleitung und besetzt dann trotzdem mit seinen Kollegen die Villa Hügel der Krupp-Familie. Der berufslose Viktor Bliss kämpft gegen seine Feuerverletzungen und gegen seine Partei, der Journalist Armin Kolenda erlebt das schreckliche Verbrechen eines Freundes. Seine Liebe zu dessen
Freundin Lisa rettet die beiden völlig verstörten Menschen. Lena Bliss und Malina Stotz machen ernst mit ihrer Befreiung, verlassen ihre Männer und spielen ihr eigenes Leben.
Der Autor erzählt, wie die persönlichen Schicksale seiner Hauptpersonen verfl ochten sind in die sozialen Großereignisse des Jahrzehnts – in den Widerstand gegen die Startbahn-West in Frankfurt, die Raketenstationierung, gegen die Schließung des Stahlwerkes in Rheinhausen.
Die überraschend aus den USA auftauchende Ann zeigt mit ihrem Elan und ihrem frischen Blick auf die gesellschaftlichen Vorgänge in Deutschland ihrem Großvater Bliss, dass die Kämpfe für eine humanere Gesellschaft sich auch in anderer Form fortsetzen können.
In seinem witzig-rührenden Schlusskapitel führt Schöfer seine Hauptpersonen in der Silvesternacht 1989 zu einer privaten Party zusammen, während am Brandenburger Tor die große gesamtdeutsche Party gefeiert wird.
Kritiker haben Schöfers Werk mit Uwe Johnsons »Jahrestage« und Peter Weiss’ »Ästhetik des Widerstands« verglichen. Schöfer ist ein fulminanter Abschluss seiner Tetralogie gelungen. »Winterdämmerung« ist ein bewegender Roman, der, ebenso wie die anderen Bände, auch sehr gut als einzelnes Buch gelesen werden kann.