Aufführung zum 159. Todestag von Heinrich Heine
Ein musikalisch-dramatischer Zyklus für Stimme und klangerweiterten Flügel
Im vollen Saal des Wiener Hof interpretierte Hans-Karsten Raecke seine Komposition:
Heinrich Heine: Deutschland ein Wintermärchen.
Aufführung
Raeckes Vertonung ist die einzige Komposition zu Heines 1844 erschienenem "Wintermärchen". Dabei präsentierte er nicht nur Musik, Töne und Geräusche, auch nicht nur Gesang und Rezitation, er agierte zusätzlich als Kabarettist und Darsteller. Der Künstler, mal brüllte und tobte er, mal schluchzte er, jammerte oder sinnierte traumverloren. Sogar mit einer Klobürste rückt er dem Klavier zu Leibe!
Bilder Copyright: www.manfredroessmann.de
- Eine Veranstaltung vom Heinrich-Heine-Club Offenbach gemeinsam mit dem Wiener Hof
Rede
Ansprache zum 159. Todestag Heines 2015
Günther Diehl, Vorsitzender Heinrich-Heine-Club Offenbach
Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Clubfreunde,
vor 159 Jahren, genau am 18. Februar 1856 verstarb Heinrich Heine im Alter von 59 Jahren im Pariser Exil. Was Heine als politischen Dichter, Schriftsteller und Journalisten vor allem auszeichnete, war sein Grundverständnis, die Feder zu spitzen für die Umsetzung der Ideale der Französischen Revolution von 1789 nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die auch in deutschen Landen seine Verwirklichung finden sollten.
Heine begleitete leidenschaftlich, solidarisch und mit scharfer Zunge die demokratischen Bewegungen seiner Zeit. Er versetzte poetische Keulenschläge gegen das von ihm so verhasste preußische Junkertum und den mit ihm verbündete Klerus. Später schlug er sich im Zuge der beginnenden frühen Industrialisierung literarisch auch an die Seite der aufkommenden Arbeiterbewegung und prangerte ihre schamlose Ausbeutung wirkungsvoll an.
Als Sohn einer jüdischen Tuchhändlerfamilie am 13.12.1797 in Düsseldorf geboren, waren für ihn jene Denunzianten am schlimmsten, die ihre Kritik nicht sachlich, sondern gepaart mit nationalistischen und antisemitischen Scheinargumenten schon zu seinen Lebzeiten öffentlich vortrugen.
Früher als die meisten seiner Zeitgenossen erkannte Heine den zerstörerischen Zug im deutschen Nationalismus, der sich nicht mit den Ideen von Demokratie und Volkssouveränität verbinden ließ. Er spürte einen untergründigen Hass auf alles Fremde, der ihm schon zur Studentenzeit in den Burschenschaften begegnete und er dichtete:
Aber wir verstehen uns baß,
Wir Germanen auf den Haß.
Aus Gemütes Tiefen quillt er,
Deutscher Haß! Doch riesig schwillt er,
Und mit seinem Gifte füllt er
Schier das Heidelberger Faß.
1831 verließ Heine enttäuscht von den gesellschaftlichen Zuständen in Deutschland und fasziniert von den Ereignissen der Juli-Revolution in Frankreich seine Heimat und ging ins Pariser Exil. Die Verbreitung von Heines Schriften und auch anderer kritischer Literaten des so genannten „Jungen Deutschland“ wurde 1835 durch Bundestagsbeschluss für das ganze Gebiet von Preußen und Österreich verboten.
Und weil er von Frankreich aus deutsche Zustände heftig kritisierte, wurde er auch als Vaterlandsverräter verunglimpft.
Bereits 1821 in seiner Tragödie Almansor heißt es bei Heine:
„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt,
verbrennt man am Ende auch Menschen“
80 Jahre nach Heines Tod ist diese Prophezeiung in Deutschland bittere Wahrheit geworden, mit Bücherverbrennungen und darauf folgender Massenvernichtung von Menschenleben im Nazideutschland von 1933 – 1945.
In diesem Jahr begehen wir am 8. Mai den 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus. Aus diesem Anlass bereitet die Geschichtswerkstatt Offenbach einen großen Aktionstag mit Kundgebung und einem vielfältigen Kulturprogramm auf dem Platz des 8. Mai 1945 am Ledermuseum durch. Der Heine-Club ruft hier zur Teilnahme und Unterstützung auf. Auf dem Informationstisch haben wir neben Heine-Literatur und unseren Clubinformationen auch eine Spendendose mit Aufkleber 8. Mai aufgestellt um mit zu helfen, dass die Aktion auch finanziell abgesichert werden kann.
Wie aktuell und lebendig Heine immer noch und besonders in heutiger Zeit ist, zeigt sich auch im folgenden Zitat aus seiner Schrift „Die romantische Schule“ von 1833 in dem er einen Vergleich zwischen dem Patriotismus der Franzosen und der Deutschen unternimmt:
„Der Patriotismus des Deutschen besteht darin, dass sein Herz enger wird, dass es sich zusammenzieht wie Leder in der Kälte, dass er das Fremdländische hasst, dass er nicht mehr Weltbürger, nicht mehr Europäer, sondern nur ein enger Deutscher sein will.“
Wenn Lehren zu ziehen sind aus dem Leben und Werk Heines für die Gegenwart, dann gehört sicherlich dazu das Bestreben für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen, ungeachtet verschiedener Hautfarbe, Religion oder auch der Nationalität. Deshalb sagen wir als Heine-Club auch Nein zu Rassismus, Neonazismus und zu rechtspopulistischen Sprechern wie z.B. der so genannten PEGIDA, die demagogisch Hass schüren für eine allgemeine Fremdenfeindlichkeit.
Spitzfindig schrieb Heine in seiner Zeit:
„Ich liebe Deutschland und die Deutschen; aber ich liebe nicht minder die Bewohner des übrigen Teils der Erde.“
Im Pariser Exil tritt Heine als Vermittler gegen die Feindschaften zwischen Frankreich und Deutschland auf und plädiert für Freundschaft zwischen den Völkern anstatt Völkerhass.
Zeit seines Lebens im Pariser Exil sehnte er sich sehr und stets nach Deutschland, wie sein wehmutsvolles Gedicht „In der Fremde“ belegt:
Ich hatte einst ein schönes Vaterland.
Der Eichenbaum
Wuchs dort so hoch, die Veilchen nickten sanft.
Es war ein Traum.
Das küßte mich auf deutsch, und sprach auf deutsch
(Man glaubt es kaum, Wie gut es klang)
das Wort: "Ich liebe dich!"
Es war ein Traum.
Oder etwa auch in Heines Nachtgedanken:
Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.
Im Winter 1843 war es dann endlich so weit und Heine reiste von Paris nach Hamburg.
Reichlich mit Spott und Satire verziert erscheint 1844 in der Folge dieses Heimatbesuches sein berühmtes Epos „Deutschland - Ein Wintermärchen“
Wir freuen uns sehr, dass nun diese Bühne frei wird für Hans-Karsten Raecke mit seiner Interpretation von Heines Wintermärchen und dazu wünschen wir Ihnen nun viel Vergnügen und bedanken uns für ihre Aufmerksamkeit.
Präparierter Flügel
In einer mehrstündigen Arbeit wurde der Flügel für die Aufführung vom Komponisten und Interpreten Hans-Karsten Raecke mit diversen Materialien präpariert. Nähere Informationen auf der Seite von H-K. Raecke. Er bietet auch eine Doppel-CD seines Werkes an sowie Erläuterungen seiner Präparationen.
Bilder Copyright: www.manfredroessmann.de
Presse
Die Offenbach Post brachte am 23.02.2015 einen ausführlichen Bericht über die Veranstaltung des Heinrich-Heine-Club im Wiener Hof: PDF